Geld: Wahrscheinlich hätten wir alle gerne mehr davon. Die Gedanken kreisen regelmäßig um genau dieses Thema. Die Frage, ob das Geld noch bis zum Monatsende reicht, haben wir uns schon alle in unserem Leben gestellt. Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage, hoher Inflation und stagnierender Wirtschaft fühlt man sich besonders verunsichert was das Thema angeht. Und so macht man sich noch mehr Gedanken über die eigene wirtschaftliche Zukunft und verbringt noch mehr Zeit mit dem Gedanken an sein Geld.
Steigende Preise beeinträchtigen das psychische Wohlbefinden von Millionen weltweit. Laut des „AXA Mental Health Report 2023“ gaben 89 Prozent der Befragten an, dass steigende Preise und Lebenshaltungskosten – also Geldsorgen – sich schlecht auf ihr emotionales Wohlbefinden auswirken. Welch Überraschung. Nur kann man die Lebenshaltungskosten selbst kaum beeinflussen. Was also kann man tun?
Wie wir über Geld denken, hängt zu großen Teilen davon ab, wie wir aufgewachsen sind und erzogen wurden. War die Familie finanziell eher konservativ eingestellt, agierst du jetzt eventuell genauso. Oder es hat dich zum genauen Gegenteil davon gemacht und du gibst dein Geld sorgenfreier aus, als es eigentlich angebracht wäre. Vielleicht haben deine Freunde und Bekannten hochbezahlte Jobs, leisten sich teure Anschaffungen und du möchtest mithalten. Egal, wie dein aktuelles Verhältnis zu Geld ist. Nur du kannst es ändern. Jederzeit, wenn du das möchtest.
Egal ob du sparen, für die Zukunft planen oder mehr Geld für die schönen Dinge haben möchtest –die Folgenden Tipps und Ratschläge sollen dir dabei helfen, eine bessere und produktivere Beziehung zu deinen Finanzen zu schaffen.
Mentale Belastung
Auch wenn wir als Gesellschaft – insbesondere in Deutschland – nur sehr ungerne über Geld und Finanzen sprechen, beeinflusst es doch jeden Aspekt unseres Lebens und damit auch unser Wohlbefinden. Die oben erwähnte Studie der AXA gibt an, dass insbesondere junge Menschen unter den steigenden Preisen leiden. Damit einher können Depressionen, Angststörung, Essstörung, Zwangsneurose oder anderen psychischen Erkrankungen gehen.
Das klingt ziemlich düster. Aber es gibt verschiedene Möglichkeiten dem entgegenzuwirken und das eigene finanzielle Wohlbefinden zu verbessern. Dabei spielt die Übernahme der finanziellen Kontrolle eine zentrale Rolle in diesem Prozess. Wie in vielen Fällen im Umgang mit Ängsten, gilt es, das Gefühl des Kontrollverlustes zu beseitigen. Das gelingt, indem wir wieder aktiv die Kontrolle über unsere Finanzen und das eigene Geld übernehmen. Kenne deinen Kontostand, deine Reserven oder auch Schulden und sei dir im Klaren darüber, was du im Monat zur Verfügung hast. Das führt immer zu einer positiveren Beziehung zu Geld. Und diese positive Beziehung wiederum führt zu mehr Gelassenheit, was wiederum Stress reduziert, unser mentales Wohlbefinden verbessert und zur eigenen Zufriedenheit und Glück beiträgt.
Finanzieller Aktionsplan
Es gibt viele gute Ansätze seine Finanzen wieder auf stabile Beine zu stellen. Eine Möglichkeit haben wir hier in unserem Artikel zum JARS Money System und wie es dir bei deinen finanziellen Zielen helfen kann, ausführlich erklärt. Bevor Du damit loslegst, solltest Du Dir aber ein Bild über die eigene Situation machen.
Kenne deine Finanzen
Das Verständnis der aktuellen finanziellen Situation ist der erste Schritt zur Veränderung. Die Augen zu verschließen und einfach nicht mehr auf das eigene Konto zu sehen ist sicherlich eine beliebt, aber keine besonders gute Strategie. Wisse, wo du gerade finanziell stehst!
Denke immer daran: Klarheit ist Macht.
Tony Robbins
Finde raus wo Du stehst und erfasse am besten auf Monatsbasis:
- Einkommen: Wie viel Geld kommt pro Monat rein
- Ausgaben: Was gibst du im Monat aus.
- Ersparnisse: Gibt es Ersparnisse und nehmen diese zu oder ab (um wieviel pro Monat)
- Schulden und Kredite: Gibt es offene Kredite, Leasing oder Schulden die abgezahlt werden müssen und wieviel ist das auf den Monat heruntergebrochen.
Ohne eine klare Vorstellung von dem eigenen finanziellen Ist-Zustand, wird der Versuch die eigenen Umstände zu verbessern höchst wahrscheinlich scheitern. Deshalb ist dieser erste Schritt so wichtig. Sei ehrlich zu dir selbst und hohle dir die Macht über dein Geld zurück.
Aufräumen und Ausmisten
Im Laufe der Zeit steigen die Lebenshaltungskosten vieler Menschen kontinuierlich an. Das liegt nicht nur an einem gestiegenen Lebensstandard, sondern häufig auch an Bequemlichkeit und Gewohnheit. Ein guter Start um seine Finanzen wieder in den Griff zu bekommen, ist es mit genau diesen Ausgaben aufzuräumen und so seine Lebenshaltungskosten zu senken. Das können sein:
- Abos mit regelmäßigen Zahlungen: Netflix, Spotify, Amazon Prime, Apple TV+, etc.
- Verträge mit regelmäßigen Zahlungen wie Versicherungen, Kredite, Leasing, Mobiltarife
Nachdem man seine Ausgaben erfasst hat, besteht der nächste Schritt nun darin diese Listen durchzugehen und auf mögliches Sparpotential hin zu prüfen. Benötigst du wirklich ein Abo bei drei verschiedenen Streaming-Diensten und dazu noch Spotify und Audible? Oder geht es vielleicht auch mit weniger? Sind alle laufenden Versicherungen noch aktuell und benötigst du diese wirklich alle? Jedes Jahr das neuste Handy im Vertrag? Muss das sein, oder kannst du dein Telefon auch noch ein weiteres Jahr nutzen? Gerade Mobilfunkverträge mit inkludierter Hardware sind teuer und stellen einen relevanten Posten bei den monatlichen Ausgaben dar.
Es geht hierbei nicht darum, dein Leben von allem zu befreien, was du gerne hast oder machst. Aber stelle sicher, dass du nur für das zahlst, was du auch wirklich nutzt oder dir Freude bringt.
Die 50/30/20-Regel
In unserem Artikel zum JARS Money System haben wir ein sehr mächtiges Tool zum Management der eigenen Finanzen vorgestellt und im Detail erläutert. Eine einfachere, weniger komplexe Alternative ist die 50/30/20-Regel. Diese besagt, dass das eigene Einkommen zu 50 % für Notwendigkeiten wie Wohnen, Essen, Versicherungen, etc. ausgegeben werden; 30 % sind für „Wünsche“ wie Anschaffungen, Aus-, Essengehen oder das Sport und Fitnessstudio-Abonnement gedacht und die letzten 20 % sind für Ersparnisse, Altersvorsorge und den Vermögensaufbau reserviert.
Das Spaß-Budget
Das Spaß Budget ist ein Teil der 30 % die wir für unsere „Wünsche“ reserviert haben. Diese Summe planen wir wöchentlich für spontane Entscheidungen ein um etwas Flexibilität in die Finanzen zu bringen. Geben wir das Spaß Budget in einer Woche nicht aus, haben wir mehr davon in der nächsten Woche.
Eine gesunde Einstellung zum Sparen
Sparen verbinden wir oft mit Einschränkung oder Enthaltsamkeit. Das ist jedoch ein falsches Konzept und offenbart einen der grundlegenden Denkfehler in unserer Einstellung zu Geld. Den, dass wir Konsum in der Gegenwart gegenüber dem in der Zukunft bevorzugen. In der Wirtschaftswissenschaft nennt man das „hohe Zeitpräferenz“. Je niedriger hingegen die Zeitpräferenz, desto früher beginnt der Prozess der Kapitalbildung. Je früher wir also beginnen unsere Zeitpräferenz zu ändern und einer niedrigen Zeitpräferenz den Vorzug zu geben, desto früher können wir unsere wirtschaftliche Situation langfristig verbessern und uns damit auf das gesamte Leben bezogen, ein finanziell freieres Leben sichern. // Wer sich tiefer mit dem Thema der Zeitpräferenzen auseinandersetzen will, dem empfehle ich, sich mit den Ideen zur Zeitpräferenz von Ludwig von Mises auseinanderzusetzen.
Sparen sollte also nicht als Einschränkung wahrgenommen werden sondern als Investition in das eigen Ich der Zukunft. Eine Investition, die durch Kapitalbildung nicht nur in zeitlich verschobenem Konsum mündet, sondern zu echter finanzieller Freiheit führen kann. Dieses Konzept kommt uns insbesondere in jungen Jahren nur sehr selten in den Sinn, ist aber hier besonders wichtig.
Zur Veranschaulichung gibt es ein oft angeführtes Beispiel mit der Marke „Nike“, das diese Idee gut verdeutlicht: Unter Jugendlichen sind bis heute angesagte Nike Schuhe ein Muss. Hier spart ein 16 jähriger der im Monat mit Zeitungaustragen im Nebenjob keine 400 Euro verdient, über Monate hinweg, um sich den einen Schuh für 250 Euro zu kaufen. Die Schuhe werden entweder getragen und sind spätestens nach einem Jahr runtergelaufen und haben ihren Glanz verloren, oder sie werden gehütet und gepflegt, verlieren aber trotzdem ihren Wert, einfach dadurch, dass andere Dinge im Leben wichtiger werden. Für den gleichen Preis bekommt man aber auch drei Nike Aktien. Damit hält er echte Anteile am Unternehmen Nike und kauft nicht nur eins ihrer Produkte. Nach 10 Jahren sind diese Aktien mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich mehr wert als zum Kaufzeitpunkt. Nike zahlt zudem noch eine Dividende und gibt damit etwas von den Unternehmenserfolgen an seine Anleger weiter. Diese Dividende geht direkt auf das Verrechnungskonto des Anlegers und kann reinvestiert werden.
Insbesondere frühes und regelmäßiges Sparen und Investieren bringt durch den Zeitwert und die Aufzinsung enorme Vorteile beim Kapitalaufbau und kann die eigene Zukunft massiv verbessern. Zeitwert und Aufzinsung beschreiben, dass Geld, das man heute besitzt, mehr wert ist, als die gleiche Menge Geld, die man in der Zukunft besitzt. Das ist dem Zins und Zinseszinseffekt geschuldet, durch den ein heute eingesetzter Kapitalbetrag in der Zukunft mehr wert sein wird.
Lege einen Notfallfond an
Eine finanzielle Absicherung hilft in unerwarteten Situationen oder Notfällen und sorgt für innere Ruhe. Dieser Teil deines Ersparten sollte nicht lang- oder mittelfristig angelegt sein, so dass man im Notfall schnell darauf zugreifen kann. Der Notfallfond lässt sich gut aufbauen indem man regelmäßig einen kleinen Teil des Ersparten für diese Zwecke zur Seite legt, bis ein angemessenes Polster entstanden ist.
Ist der Sparanteil beiseitegelegt, entgehen wir auch dem unguten Gefühl unser Geld nicht im Griff zu haben. Auch das Gefühl des Mangels ist nicht gut und führt zu einer ungesunden Beziehung zu Geld. Mit den 30% die wir für unsere Wünsche und Spaß reserviert haben, können wir uns dann austoben.
Impulskäufe: Ein guter Weg, um mit spontanen Kaufimpulsen umzugehen, ist es, diese Dinge auf eine Liste zu setzen und nicht direkt zuzuschlagen. Nun wartet man ein paar Tage oder bei größeren Anschaffungen auch ein paar Wochen und wenn man es dann immer noch für eine gute Idee hält, kann man es kaufen. So verbietet man sich selbst nichts, gibt sich aber immer nochmal etwas Bedenkzeit, bevor man spontan Geld ausgibt.
Setze Ziele für die finanzielle Zukunft
Definiere deine kurz-, mittel- und langfristigen finanziellen Pläne. Nimm dir dabei vor allem konkrete, greifbare Ziele, mit denen du persönlich etwas anfangen kannst. Möchtest du aus der Abhängigkeit der Mietwohnung entfliehen und eine eigene Immobile besitzen? Möchtest du einen gewissen Teil deines Einkommens über passive Geldflüsse, wie Dividenden oder Zinsen erzielen? Dann brauchst du einen Plan, um dorthin zu gelangen. Bring deine Pläne und Ziele zu Papier oder halte sie digital fest, um sie greifbar und verbindlich zu machen. Die gesetzten Ziele sollten erreichbar sein; starte also lieber etwas bescheidener. Das Erreichen kleiner, kurzfristiger Ziele hilft dir dabei die Motivation aufrecht zu erhalten.
Breche das Geld-Tabu
Viele Menschen reden nur sehr ungern über Geld. Das hat viel mit unserer Erziehung in westlichen Ländern zu tun, denn „Über Geld redet man nicht“ heißt es. Aber es hilft dieses Tabu aktiv zu brechen, auch wenn es anfangs unangenehm ist. Meist erkennst du, dass andere Leute im selben Boot sitzen und sich über ähnliche Dinge Sorgen machen. Darüber zu reden, hilft dabei die eigene Situation rationaler zu betrachten. Du kannst von anderen lernen und von deren Fehlern und Erfolgen profitieren. Du wirst sicherer und selbstbewusster im Umgang mit deinem Geld, was dir wiederum dabei hilft, einen konkreten Plan zu erstellen und diesen dann Schritt für Schritt zu verfolgen. Zudem baust du so auch eine Menge des Stresses und der Unsicherheiten ab, die mit der Geheimniskrämerei rund um das Thema verbunden sind.
Suche Unterstützung
Hast du dringende finanzielle Sorgen oder massive Schulden, die dein tägliches Leben einschränken und aus denen du keinen Ausweg mehr siehst, dann werde ich dir mit diesem Artikel alleine nicht helfen könnte. Suche dir bitte Unterstützung. Sei es von einem Finanzberater, einer entsprechenden Organisation oder von Freunden und Familie. Es gibt Situationen, in denen du deine finanziellen Schwierigkeiten nicht mehr alleine lösen kannst.
Zusammenfassung
Geld ist ein häufiger Stressfaktor. Aber wenn du aktiv wirst und deine Finanzen in die Hand nimmst, wird sich das positiv auf dein physisches, mentales und soziales Wohlbefinden auswirken. Die genannten Tipps helfen dabei und zeigen, wie du mit ein paar einfachen Regeln deine finanzielle Zukunft angehst.
Die Planung und Umsetzung ist ein fortlaufender Prozess, den du begleiten und in regelmäßigen Abständen anpassen musst. Dein Engagement ist gefragt. Sei geduldig und konsistent in deinen Bemühungen, denn es ist die Mühe wert. Und vergiss nicht dich ab und an, bei erreichen Deiner Ziele, zu belohnen. So hältst Du die Motivation aufrecht.
Wer etwas tiefer in die Geldplanung einsteigen will, dem sei hier nochmal der Artikel zum JARS Money Management empfohlen.
Wer noch weiter in der Planung gehen will und seine finanziellen Zukunft aktiv gestalten möchte, dem sei das Buch „Money“ von Tony Robins empfohlen. Auch wenn das Buch schon ein paar Jahre alt ist, gibt es einen sehr guten, leserlichen und unterhaltsamen Einblick, konkrete Handlungsempfehlungen und detaillierte Erklärungen rund um das Thema Geld und finanzielle Freiheit. Erhältlich bei Amazon in Deutsch oder Englisch.