Vom wertvollen Edelmetall mit dem goldenen Glanz hin zu schnöden Nullen und Einsen. Der wertvolle Rohstoff hat längst den Einzug in die digitale Welt gefunden und kann in Sekundenschnelle auf der Blockchain gehandelt und in die ganze Welt verschickt werden. Warum und für wen das Sinn machen kann, erläutern wir im Folgenden.
Gold hat einen festen Platz in vielen Portfolios privater aber auch institutioneller Investoren. Insbesondere wenn es um Werterhalt, Inflationsschutz und Krisenvorsorge geht, kommt Gold zum Einsatz. Es hat eine lange Geschichte als Wertspeicher; auch eine Goldmünze aus dem Mittelalter hat mindestens den heutigen Marktwert von Gold. In überhitzen Börsenphasen wird ebenfalls gerne in das rare Metall investiert, denn in der Vergangenheit kam man mit Gold meist gut durch solche Marktturbulenzen. Nachteile ergeben sich vor allem bei Transport und Lagerung größerer Mengen des Metalls sowie durch die Preisaufschläge für Fertigung und Versand der Münzen oder Barren.
Doch Gold ist nicht gleich Gold. Man kann grob drei verschiedene klassische Anlageoptionen unterscheiden: physisches Gold, Gold als Finanzprodukt oder Derivat und Goldminen-Aktien.
Physisches Gold: Hier hält man das Metall in Münzen oder Barren. Zuhause im Tresor oder in Zollfreilagern beispielsweise in der Schweiz. Der Bestand lässt sich überprüfen. Zumindest bei der Eigenverwahrung ist das ohne viel Aufwand möglich. Bei größeren Mengen fallen Transport und Lagerkosten an. Zudem zahlst du Handelsmargen der Goldhändler und die Differenz zwischen An- und Verkaufspreisen. Im Gegensatz zu Aktien lassen sich physische Werte nur mit einiger zeitlicher Verzögerung An- und Verkaufen. Daher eignen sich physische Rohstoffe vor allem für langfristige Investition. Und am Ende bleibt das Risiko, dass der Staat in Krisenzeiten auf registrierte Goldbestände zugreift, wie in der Vergangenheit immer wieder geschehen. Hinweis: Ab einem Wert von 2.000 Euro muss jeder Goldkauf in Deutschland vom Goldhändler aufgezeichnet werden. Damit ist das sogenannte Tafelgeschäft, bei dem ein Käufer anonym Gold kaufen kann, nur noch bei Größen unter einer Unze möglich.
Finanzprodukte und Derivate: Der Markt an Finanzprodukten und Derivaten rund um Gold ist riesig: Futures, Zertifikate, ETCs; ETFs, gehebelt oder ungehebelt, besichert oder unbesichert. Alle vereint, dass sie die Wertentwicklung des Goldpreises ab- oder nachbilden, ohne, dass der Anleger das Edelmetall physisch besitzen oder verwahren muss. An- und Verkäufe lassen sich wie im Aktienmarkt zu den Handelszeiten blitzschnell tätigen und die Investition im Bedarfsfall schnell und unkompliziert umschichten. Dafür bleibt auch bei besicherten Gold-Wertpapieren ein gewisses Restrisiko (Emittentenrisiko) und man kann 100 Prozent des eingesetzten Kapitals verlieren. Zudem eignet es sich nicht für Extremsituationen in denen sich physisches Gold auch als Tauschmittel oder Geldersatz einsetzen lässt.
Goldminenaktien: Wer nicht direkt in Gold investieren will, kann auch in Goldaktien investieren; genauer gesagt in Goldminenaktien. Das sind Aktien von Unternehmen, die im Bergbau des Edelmetalls tätig sind. Goldminenaktien bilden den Goldpreis natürlich nicht direkt ab- oder nach, denn jedes Unternehmen hat seine eigenen wirtschaftlichen Kennzahlen, die wiederum von verschiedenen Faktoren abhängen. Dennoch gibt es oft eine Korrelation zwischen Goldaktien und dem Goldpreis – insbesondere bei großen Minenbetreibern oder Goldaktien-ETFs und Fonds. Einige Unternehmen schütten zudem eine Dividende aus; so lässt sich mit Goldaktien auch ein passives Einkommen generieren.
Die Alternative: Krypto-Gold
Bitcoin ist für viele Investoren eine moderne Form des Goldes. Im Gegensatz zu den heute üblichen Fiat-Währungen, die vor allem durch das Vertrauen der Nutzer und das militärische Drohpotential der sie emittierenden Länder gedeckt sind, sind Gold und Bitcoin harte Asset, die nicht einfach aus dem Nichts geschaffen oder nachgedruckt werden können. Bitcoin ist aktuell jedoch deutlich volatiler als Gold und das wird voraussichtlich auch in Zukunft so bleiben. Um sich in unruhigen Marktphasen gegen diese Volatilität zu schützen, bietet sich Gold durchaus an. Im Grunde wollen Gold und Bitcoin-Anleger dasselbe: sich gegen Inflation und damit den Kaufkraftverlust der Fiat-Währungen absichern.
Das Bedürfnis nach einem wenig volatilen Asset wie Gold wurde auch im Krypto Space erkannt. Inzwischen gibt es verschiedene Angebote dank derer man sich auch direkt am Kryptomarkt mit Gold eindecken kann. Die beiden größten Goldwerte (nach Handelsvolumen) hier heißen „Tether Gold“ und „Pax Gold“. Beide Anbieter sind alte Bekannte am Kryptomarkt.
Tether Gold (XAUT)
Der Name Tether ist wohlbekannt vom weltweit größten US Dollar Stablecoin USDT der den Wert des US Dollars abbildet. Inzwischen bietet Tether verschiedene weitere Währungen als Stablecoin an, darunter auch den Euro. Bei Tether Gold gilt gleiches für den Rohstoff und damit den Preis von Gold. Tether gibt an, dass alle ausgegebenen Gold Tokens – die jeweils einer Feinunze Gold entsprechen – 1:1 durch physisches Gold abgesichert und auch einlösbar sind. So kann man sich seine Goldbarren auf Wunsch und gegen Gebühr zu einer Adresse in der Schweiz liefern lassen. Allerdings werden die wenigsten Privatanleger direkter Kunde der hinter Tether Gold stehenden TG Commodities Limited, denn dazu ist ein Minimum-Investment von 50 XAUT – dem Äquivalent von 50 Unzen Gold – notwendig. Hinzu kommt noch eine Gebühr von 25 Basispunkten bei Kauf und Verkauf des Tokens. Wer das nicht aufbringen möchte, kann Tether Gold aber auch ganz einfach auf einer der gängigen Krypto-Börsen wie beispielsweise Bitget oder BingX erwerben und handeln. Und dort auch schon in deutlich geringeren Mengen von mindestens 0,000001 einer Feinunze Gold.
Technisch gesehen ist Tether Gold ein ERC-20 Token und nutzt somit das Ethereum Netzwerk. Über eine entsprechende Ethereum Addresse kann der Anleger seine Goldbestände auf der Webseite von Tether Gold prüfen und die Seriennummer des dem Token zugeordneten Barrens einsehen.
Pax Gold (PAXG)
Ähnlich wie bei Tether ist auch Paxos, die Firma hinter Pax Gold ein alter Bekannter im Stablecoin Markt. Das Unternehmen entwickelt Lösungen für institutionelle Kunden, um verschiedene Vermögenswerte zu Tokenisieren und auf die Blockchain zu bringen. So ist der von der Börse Binance ausgegebene US Dollar Stabelcoin BUSD ein Produkt von Paxos, auch wenn dieser aus regulatorischen Gründen nun nicht mehr weiter vertrieben wird. PYUSD der von Paypal ausgegebene US-Dollar Stablecoin ist ebenfalls ein Produkt von Paxos, genauso wie das hauseigene Produkt USDP – der Pax Dollar. Die Paxos Trust Company ist ein in den USA ansässiges Unternehmen und durch das New York Department of Financial Services reguliert.
Pax Gold soll – wie auch Tether Gold – 1:1 durch je eine Feinunze Gold gedeckt sein. Dieses physische Gold liegt als „400 oz London Good Delivery“ Goldbarren laut Paxos in den LBMA Tresoren (London Bullion Market Association) in London.
Auch Pax Gold basiert auf dem ERC-20 Protokoll von Ethereum und ist damit ebenfalls mit allen ERC-20 fähigen Wallets – somit auch Hardware Wallets wie dem Ledger – kompatibel. Jeder Paxos Token ist einem Barren Gold zugeordnet. Das lässt sich über eine entsprechende Ethereum-Adresse direkt auf der Website von Pax Gold überprüfen. Nach Eingabe der Adresse wird die Seriennummer des zugehörigen Goldbarrens angezeigt.
Möchte man direkte bei Paxos kaufen liegt das Minimum Investment bei 0,01 PAXG – auf Börsen ist eine kleinere Stücklung des Tokens möglich. Das digitale Gold von Paxos ist ebenfalls bei vielen der gängigen Börsen wie beispielsweise bei Coinbase oder Kucoin erhältlich.
Vertrauenswürdigkeit
Die Auflagen des Staates New York und der NYDFS (New York State Department of Financial Services) gelten als besonders streng und eine Lizensierung hier ist sicherlich ein wichtiges Sicherheitsmerkmal was für Pax Gold spricht. Die Börse Coinbase und der Stablecoin Herausgeber Circle (USDC) sind hier ebenfalls lizensiert. In regelmäßig stattfindenden Audits werden die Bestände des physischen Golds von Paxos geprüft. Nicht so bei Tether. Trotzdem ist Tether seit Jahren das erfolgreichste Unternehmen am Markt was Stablecoins angeht und hat mehrere Krisen durchgestanden. Der USDT ist der zurzeit größte Stablecoin der Welt mit einigem Abstand vor dem USDC oder den Stablecoins von Paxos.
Nicht mit allen Krypto-Begriffen vertraut? Unsere beiden Artikel zum Thema helfen:
Kryptowährungen: Diese Begriffe musst Du kennen: Teil 1 | Teil 2
Vorteile
Nachvollziehbarer Bestand: Wer einen der beiden Gold-Token besitzt, besitzt auch das zugrunde liegende physische Gold, das von einer der Firmen bzw. deren Dienstleister verwahrt wird.
Weitgehend Anonym: Verlässt man die zentralisierten Börsen und Plattformen, kann man seine Krypto-Werte im DeFi-Universum relativ anonym tauschen und handelbar. Auch hier sind die Gold-Tokens verfügbar.
24/7 Handelbar: Gold Tokens lassen sich wie alle anderen Krypto Werte auch auf vielen der bekannten Krypto-Börsen handeln. Rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag. Auch der Tausch zurück in US Dollar bzw. einen US Dollar Stabelcoin ist in Sekundenschnelle erledigt.
Einfache Aufbewahrung: Dank der Nutzung des ERC-20 Protokolls von Ethereum sind die beiden Gold Werte mit vielen der gängigen Software-Wallets wie Metamask kompatibel. Wer noch etwas mehr Sicherheit möchte greift auf eine Hardware Lösung wie die Ledger-Wallet zurück.
Nachteile
Not/Krisenwährung: Als echte Notwährung im extremen Krisenfall taugt Krypto-Gold wahrscheinlich nicht. Denn auch wenn man seine Transaktionen direkt auf der Blockchain ausführen kann, ist dieser Anwendungsfall zu vernachlässigen und bei Strom- oder Internet-Ausfall sowieso hinfällig.
Verwahrer und Drittverwahrer Risiko: Trotz aller Zusicherungen der beiden Anbieter, werden die Goldbestände weiterhin nicht vom Besitzer selbst verwahrt und sind somit außerhalb dessen Kontrolle. Man kann sein Gold weder im Garten vergraben noch unter der Matratze verstecken
Plattformrisiko: Der Anbieter geht Pleite und hat sich vorher noch an den Beständen der Kunden vergriffen. Unwahrscheinlich aber auch mit Wirtschaftsprüfung immer noch möglich; man denke nur an Wirecard. Der Paxos Token bietet dagegen einen gewissen Schutz, da die Goldbestände nicht von der Firma selbst gehalten werden.
Konfiszierung: Auch wenn die Blockchain eine gewisse Anonymität bietet, werden zumindest bei Börsen oder Plattformen die Daten erfasst. Zudem ist die Ethereum Blockchain anders als Bitcoin nicht dezentral und in letzter Instanz können hier bestimmte Adressen blockiert werden. Sind die Vermögensbestände bekannt finden Regierung meist einen Weg auch im Ausland die Herausgabe dieser zu verlangen, wenn es entsprechende Gesetze gibt.
Technische Risiken: Auch wenn die Ethereum Blockchain schon lange stabil und zuverlässig läuft, kann ein gewisses Restrisiko für Angriffe und Manipulationen der Blockchain selbst nicht ausgeschlossen werden.
Gebühren: Auf den ersten Blick sind die Gebühren beim Kauf von digitalem Gold deutlich geringer. Doch auch hier entstehen Kosten, insbesondere wenn man seine Bestände auf der Blockchain selbst bewegt. Die sogenannten Gas Gebühren der Ethereum Blockchain können bei hohem Transaktionsaufkommen stark ansteigen, bewegen sich aber meist nur im Cent oder einstelligen Euro Bereich.
Fazit:
Wer bereits mit dem Handel von Kryptowährungen vertraut ist, für den ist Krypto- Gold wahrscheinlich die einfachste und schnellste Art in das Edelmetall zu investieren. In vielen Fällen muss man den Umweg über den US Dollar gehen – was ein gewisses Währungsrisiko mit sich bringt – aber das gilt für so ziemlich alle Krypto-Invetitionen. Auch wenn das Handelsvolumen der beiden Gold-Tokens deutlich geringer ist als das der üblichen Finanzprodukte, bilden die Krypto-Alternativen den Preis meist solide ab. Die Liste an Nachteilen ist auf den ersten Blick lang, gilt aber in vielen Punkten für alle Finanzprodukte rund um Gold. Und auch der physische Besitz von Gold birgt Risiken und Nachteile auf die wir hier nicht eigegangen sind.