Der größte Unterschied zwischen finanziellem Erfolg und Misserfolg liegt darin, wie gut man sein Geld managen kann. Es ist die Basis auf dem Weg zu einer soliden Rente und schlussendlich auch die Basis für finanzielle Freiheit.
Wenn man finanziell frei sein möchte, muss man zuallererst ein guter Finanzmanager seines eigenen Geldes werden. Dafür braucht es ein sehr gutes System.
Das 6-Konten Modell, oder wie es im Original heisst „JARS Money Management System” stammt vom amerikanischen Coach, Speaker und Bestseller Autor T. Harv Eker. Die Idee dahinter klingt erstmal simpel: Sein Geld auf verschiedene Konten – die jeweils zweckgebunden sind – aufzuteilen. So lassen sich Einkünfte aktiv, aber unkompliziert managen.
Stell dir vor, du verteilst deine Einkünfte auf sechs Einmachgläser (daher der englische Name „Jars“ – Glas bzw. Einmachglas), beschriftest diese und hast so mit jedem Einmachglas ein Konto für einen bestimmten Zweck.
Praktikabler ist es natürlich, dafür sechs verschiedene Bankkonten oder – noch einfacher – sechs Unter-Konten zu nuten. Sobald man sein Gehalt oder Einkommen erhält, teilt man dieses Geld nun auf seine verschiedenen Konten auf. Wie genau, dass erkläre ich im Folgenden.
Die sechs Konten
Konto 1
Lebensunterhalt und Grundbedarf / 55%
Auf dieses Konto kommen 55% des Einkommens. Die sind für den alltäglichen Bedarf gedacht. Darunter fallen: Miete, Elektrizität, Heizung, Telefon, Lebensmittel und Getränke, Benzin, Leasingraten, sonstige Einkäufe, regelmäßige Rechnungen.
Konto 2
Sparen und Rücklagen / 10%
Auf dieses Konto kommen 10% des Einkommens. Sie sind für Notfälle gedacht, sowie für große Anschaffungen, schlechte Tage aber auch größere Urlaube. Das Geld aus diesem Konto wird immer wieder ausgegeben, muss aber eben auch immer wieder aufgefüllt werden. Und ein Notgroschen für schlechte Tage oder Notfälle sollte hier immer vorhanden sein.
Notgroschen: Die Rücklage für schlechte Tage sollte mindestens den Bedarf für sechs Monate abdecken (besser noch 9 Monate oder ein ganzes Jahr). Der Notgroschen lässt sich mithilfe des JARS Modell also recht einfach berechnen: Konto 1 x6 (besser noch x9 od. x12).
Konto 3
Vergnügen und Spaß / 10%
In dieses Konto fließen weiter 10% des Einkommens. Es ist für das persönliche Vergnügen gedacht: Restaurantbesuche, Kino, Konzerte, ein Wochenende im Spa, den Besuch im Freizeitpark. Hier gehen einem die Ideen selten aus.
Konto 4
Weiterbildung / 10%
Für die Weiterbildung legen wir ebenfalls 10% des Einkommens beiseite. Nur wer auch nach Schule, Berufsausbildung und Studium weiter lernt kann auch weiter wachsen. Die erfolgreichsten Menschen dieser Welt stehen nie still; sie lernen permanent. Das Geld aus diesem Konto wird in Bücher, Kurse, Coachings oder Mentorings investiert.
Konto 5
Finanzielle Freiheit und Rente / 10%
Wer heute noch die Aussage “Die Rente ist sicher” des ehemaligen Bundesarbeitsministers Norbert Blühm aus der 80er Jahren glaubt, wird es im Ruhestand womöglich schwer haben. Um auch im Alter noch gut leben zu können, wandern 10% des Einkommens in dieses Konto. Dieses Geld dient ausschließlich dem Sparen, Investieren und Anlegen. Es gibt viele verschiedene Ansätze und Konzepte, wie genau man seine Investitionen aufteilt und diversifiziert. Hierzu gehören beispielsweise: Aktien, Anleihen, Fonds, ETFs, Rohstoffe und Immobilien (zur Vermietung, nicht zur Eigennutzung), etc.
Konto 6
Spenden / 5%
Im letzten Konto werden 5% des Einkommens für Spenden und wohltätige Zwecke reserviert. Organisationen, die unterstützenswert sind, finden sich viele. Natürlich kann man damit auch Personen oder Organisationen aus dem eigenen sozialen Umfeld helfen.
Anpassungen für Dein individuelles JARS-Modell
Das Bewusstsein für die Notwenigkeit, sein Geld aktiv zu managen, ist der wichtigste und erste Schritt. Nur so gelingt es die eigenen Einkünfte und Ausgaben unter Kontrolle zu bringen. Viele kennen das: Egal wie viel man verdient oder welche Gehaltserhöhung man verhandelt, am Ende des Monats ist das Konto leer oder im Minus. Für die nächste große Anschaffung oder den Urlaub fehlt dann schon wieder Geld.
Während früher die Rente als gesichert und ausreichend galt, durchsuchen heute alte Menschen die Mülleimer nach Pfandflaschen, um ausreichend Geld zum Leben zu haben. Traurige Realität und Teil des heutigen Stadtbilds. Es reicht eine kurze Periode erhöhter Inflation und schon wird der Einkauf von Lebensmitteln zum finanziellen Problem.
Das JARS-Modell und die dort vorgeschlagene Verteilung des Einkommens ist ein guter Ansatz um sich ein finanzielles Polster insbesondere auch für den Ruhestand aufzubauen. Das Modell lässt sich aber noch weiter verfeinern. Berücksichtigt man die eigenen Ziele, die gegenwärtige Situation, Lebensumstände und das Alter, macht es Sinn entsprechende Anpassungen vorzunehmen.
Konto 1: Das wichtigste Konto. An die 55%-Verteilung sollte man sich strikt halten. Durch die hohe Inflation der letzten Jahre und die immens gestiegenen Mietspreise, überziehen viele Leute dieses Maß. Wenn man aber mehr als die 55% für seine Lebenshaltungskosten benötigt, lebt man klar über seinen Verhältnissen und sollte das schnellstmöglich korrigieren. Gibt es Ausgaben die man kürzen kann? Ist die Wohnung zu groß? Das Auto zu teuer? Es schmerzt sich dieser Realität zu stellen, aber je früher man anfängt seine Ausgaben in den Griff zu bekommen, desto besser.
Konto 2: Das Konto für die mittelfristigen Ausgaben ist in späteren Jahren mit den 10% oft etwas klein bemessen. Steht der große, jährliche Familienurlaub an, ist das Konto fast geplündert. Man kann überlegen das Konto in Richtung 12-15 % zu denken, muss sich aber bewusst sein, dass man diese zusätzlichen Prozente dann in einem anderen Konto wieder einsparen muss. In jungen Jahren und ohne eigene Familie, reichen die 10% meist aus. Oft sind einem hier auch anderen Ausgaben wichtiger; nur echte Rücklagen für Notfälle, sollten auf diesem Konto immer vorhanden sein.
Konto 3: Man kann das Leben vor der Rente grob in drei Phasen einteilen. In der ersten Phase ist man oft Single, viel Unterwegs, im Nachtleben, auf Partys, mit Freunden unterwegs oder den neuen Partner ausführen. In dieser Phase werden die 10% des Spaß-Kontos schnell erschöpft sein. Insbesondere wenn man noch nicht viel verdient. Dafür braucht man für das Rücklagen-Konto (Konto 2) noch nicht so viel. Denn eigenes Auto, luxuriöser Urlaub und neue Waschmaschine sind nicht die erste Priorität. Man kann die Prozentsätze zwischen den beiden Konten etwas anpassen. Man sollte sich dann an die neue Aufteilung halten und prüfen, ob die Anpassung funktioniert.
In der zweiten Phase lebt man mit seinem Partner zusammen. Ausgehen und Partys sind nicht mehr Priorität. Dafür braucht man eine neue Waschmaschine und einen schönen Urlaub, in dem man die Welt bereisen möchte. Auch Bar- und Restaurantbesuche werden weniger, denn es ist eh viel schöner, wenn man die Freunde in die eigenen vier Wände einlädt. Hier braucht man vielleicht mehr Geld im Rücklagenkonto als im Spaßkonto. In Phase 3 ist man verheiratet und hat Kinder. Hier ist alles viel teurer. Blöderweise hat man nicht unbedingt mehr Geld. Da Kinder bespaßt und unterhalten werden wollen, gleichzeitig aber auch die Familienkutsche und der Familienurlaub nicht ganz günstig sind, ist hier die 10/10% Verteilung meist passend.
Konto 4: Bildung und Weiterbildung: Das Konto erscheint etwas überdimensioniert. In Deutschland ist Bildung meist gefördert und daher günstiger zu haben als in den USA. Weiterbildung ist wichtig und in vielen Fällen kommt man auch günstig an Fortbildungsangebote. In Deutschland ist es zudem üblich, dass der Arbeitgeber unterstützt und ein gewisses Budget für die Weiterbildung der Mitarbeiter investiert. In Zeiten des Internets kann man günstige oder kostenlose Angebote nutzen und so auch ohne riesigen finanziellen Aufwand lernen und sich fortbilden. Verliert man seinen Job greift springt die Agentur für Arbeit mit Fortbildungsangeboten ein. Somit kann man hier zwischen 5 – 10% entsprechend der persönlichen Situation ansetzen.
Konto 5: Das Investment und Renten-Konto ist neben Konto Nr. 1 sicherlich das wichtigste der sechs Konten. Dann hier geht es um die eigene finanzielle Zukunft. Die vorgegebenen 10% sind ein angemessener Betrag, wenn man soeben in sein Berufsleben gestartet ist und noch eine lange Zeit zum Einzahlen vor sich hat. Startet man aber später und hat bis dahin nicht oder nur sehr wenig angespart, sollte man hier ganz klar mehr einplanen. Wie viel mehr hängt sehr von der persönlichen Situation und dem bisherigen Investment-Kontostand ab. 20% ist hier sicherlich ein solides Ziel. Wenn das persönliche Ziel die finanzielle Freiheit noch vor der Rente ist, sollte man bereits in frühen Jahren 20% einzahlen.
Konto 6: Das Sozialsystem der USA unterscheidet sich deutlich von dem deutschen. Während der Staat hierzulande vorgibt, sich um die sozialen Fragen zu kümmern und dafür ein gehöriges Maß an Steuern einzieht, sind in den USA viele wohltätige Organisationen allein von Spenden abhängig. Daher ist es dort auch normal, mehr zu Spenden oder persönliche Kontakte, die Bedarf haben, direkt zu unterstützen. Daher würde ich die Einzahlung auf das Konto Nr. 6 kürzen und nicht die vollen 5% ansetzen. Zumindest nicht für den Normalverdiener. Wichtig ist es trotzdem, sich seiner persönlichen Verantwortung bewusst zu sein und auch etwas zu geben. Es gibt viele großartige Organisationen, und man kann frei wählen, wen man gerne unterstützen will. Möchte man noch einen Schritt weiter gehen, kann man auch persönlich mit anpacken und so helfen.
Es ist wichtig sich einen Plan zu machen, der zu den eigenen Lebensumständen passt und festzulegen, wie genau man seine Einkünfte am besten verteilt. Dabei muss man sich ehrlich machen und auch eingestehen, wenn man über seinen Verhältnissen lebt, anstatt die Kontenverteilung willkürlich anzupassen. Aber auch der beste Plan scheitert, wenn man nicht in die Umsetzung kommt und sich an die persönliche Vereinbarung hält.
Es gibt weitere Konten-Modelle, die teils mit noch mehr Konten arbeiten. Insbesondere Konto Nr. 1, in das mit 55% der größte Teil der Einkünfte fließt, kann noch weiter unterteilt werden. Beispielweise, indem man seine fixen Ausgaben wie Miete, Strom, Telefon, Heizung und sonstige Rechnungen, die in regelmäßigen Abständen eingehen, auf ein separates Konto auslagert. So hat meine seine variablen Ausgaben für Essen, Kleidung, etc. besser im Blick und sieht frühzeitig, wenn man zu viel Geld ausgibt.
Umsetzung
Die Idee nun loszulegen und als erstes sechs oder mehr Girokonten anzulegen ist nicht unbedingt empfehlenswert. Das klassische Girokonto ist oft nicht kostenlos und wer möchte schon den Papierkram erledigen, um sich bei sechs verschiedenen Banken anzumelden. Bei seiner eigenen Bank kann man oft Sparbücher (Konto 2 und 4) oder Depots (Konto 5) nutzen, um das Geld zu verteilen. Moderne Direktbanken bieten ihren Nutzern oft an, ohne großen Aufwand oder weitere Kosten mehrere Unterkonten anzulegen. Bei den Multiwährungskonten von beispielsweise Wise oder Revolut sind solche “Vaults” oder Unterkonten zum Sparen und Investieren heute Standard.