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Mit Trading-Bots automatisiert Krypto handeln

Seit dem Start der Bitcoin Blockchain im Jahr 2009, erlebt der Markt der Kryptowährungen alle vier Jahre ein massives Wachstum (einen sogenannten Bull Run), gefolgt von einer starken Korrektur. Ausgelöst wurde dies in der Vergangenheit vor allem durch die Halving-Zyklen des Bitcoins. Wenn das Timing weiterhin den historischen Mustern folgt – und das ist keinesfalls sicher – könnte der nächste Absturz irgendwann nach Mitte 2025 erfolgen. Bis dahin ist es denkbar, dass das Momentum von Bitcoin und Ethereum das Wachstum des Marktes noch ankurbeln kann. Im letzten Bitcoin Bull Run stieg der Bitcoin zwischen dem 3. Februar 2020 ($8.509) und dem 8. November 2021 ($69.044) um ganze 700 Prozent. Ethereum kletterte im selben Zeitraum von $106 auf $4.850; ein Plus von 4.474 Prozent. Angesichts der kürzlich erfolgten ETF-Zulassungen bei Bitcoin und Ethereum, könnte frisches, institutionelles Kapital in diese Krypto-Assets fließen und damit langfristig zu einem weiteren Anstieg der Preise führen.

Achtung: Die folgenden Erklärungen sind keine Finanzberatung oder Anlageempfehlung. Trading- und Grid-Bot-Strategien sind hochriskant und können insbesondere in gehebelter Form zu einem vollständigen Kapitalverlust führen!

Wie den meisten Anlegern und Spekulanten wohl bekannt ist, ist es fast unmöglich die eben erwähnten Tief- und Hochpunkte für den Ein- oder Ausstieg aus einem Markt perfekt zu treffen. Die Suche nach dem richtigen Preis ist Königsdisziplin. Viele Finanzexperten empfehlen daher die Anlage per Sparplan bzw. nach der DCA-Strategie (Dollar Cost Average). Wikipedia schreibt dazu: „Der Durchschnittskosteneffekt (englisch cost average effect oder dollar cost averaging) ist ein Effekt, der bei der regelmäßigen Anlage gleichbleibender Beträge in Wertpapiere (meist in Form von Sparplänen) entstehen soll.“ (Durchschnittskosteneffekt) Dies führt dazu, dass bei hohen Asset-Preisen automatisch weniger Anteile gekauft werden und bei niedrigen Preisen mehr.

Was ist ein Trading-Bot?

Ganz allgemein lassen sich mit Trading-Bots verschiedene Handelsstrategien automatisieren. Das können sehr einfache Strategien sein, bei denen der Roboter (Bot) in regelmäßigen zeitlichen Abständen ein bestimmtes Asset am Markt einkauft und man so, wie oben beschrieben, verschiedenste DCA-Ideen auf- und umsetzen kann. Es gibt aber auch deutlich komplexere Strategien, bei denen sich der Bot an vorgegebenen Handelssignalen orientiert und entsprechend kauft und verkauft. Die aktuell verbreitetste Variante ist der Grid-Bot, der anhand eines Preisrasters Ein- und Verkäufe automatisiert tätigt. Trading-Bots werden von vielen großen Krypto-Handelsbörsen wie Binance, Bitget oder BingX angeboten.

Wie funktioniert ein Grid-Bot

Ein Grid-Bot funktioniert vom Prinzip her ähnlich dem eines Sparplans. Aber anstatt nur zu kaufen, verkauft der Bot hier auch wieder automatisiert. Der Anleger wählt zwischen zwei grundlegenden Ausrichtungen mit Fokus entweder auf steigende (long) oder auf fallende (short) Kurse. Dann legt man eine Preisspanne fest, innerhalb der der Grid-Bot seine automatisierte Arbeit aufnehmen soll. Hierfür definiert man zunächst einen Tiefst- und einen Höchstpreis und bestimmt die Anzahl von Handelslinien – also die Menge an Punkten, an denen der Grid-Bot kaufen bzw. verkaufen soll – die innerhalb dieser Preisspanne erstellt werden sollen. Wird der Grid-Bot nun gestartet, kauft dieser automatisiert bei fallenden und verkauft bei steigenden Preisen (oder umgekehrt). Solche Bots sind auf vielen der großen zentralisierten Kryptobörsen verfügbar.

Grid-Bots, die für eine Long-Ausrichtung (steigende Preise) erstellt wurden, kaufen jedes Mal ein, wenn der Preis eines Vermögenswerts eine der Handelslinien unterschreitet, und verkaufen, wenn der Preis eine Handelslinie über der zuletzt gekauften überschreitet. Der Bot kauft und verkauft also immer dann, wenn der Preis diese Linien innerhalb einer bestimmten Preisspanne kreuzt, wodurch profitable Handelspaare entstehen. Je länger der Preis in einer Seitwärtsbewegung verläuft und desto mehr Schwankungen in dieser Phase auftreten, desto mehr gewinnbringende Handelspaare – also Ein- und Verkaufs-Chancen – werden generiert und desto mehr Kapital wird angesammelt.

Nachdem man den Bot aktiviert hat, kauft dieser erstmal Initial die Anzahl an Handelslinien zum aktuellen Preis ein, die Oberhalb der gemittelten Preisrange liegen (wenn dort welche liegen) und dann weiter bei sinkenden Preisen. Steigt der Preis, fängt der Bot an die offenen Positionen wieder zu verkaufen bzw. zu schließen.

In Phasen schneller und starker Kursanstiege wird diese vorher festgelegte Preisspanne aber oft verlassen und die Positionen daher zu früh geschlossen. Grid-Bots sind daher am besten für Marktphasen geeignet, in denen der Preis seitwärts läuft, oder kleinere Korrekturen oder Anstiege zu erwarten sind.

Dadurch dass wir die Handelsspanne, in der der Grid-Bot handeln soll, frei bestimmen können, lassen sich Strategien für das mittelfristige Handeln genauso aufsetzen wie Strategien für Mikroschwankungen. Für Erstgenannte bestimmt man eine ausgedehnte Preisspanne für den Handel und es entsteht ein grobes Gitternetz mit großen Abständen zwischen den einzelnen Ein- und Verkaufs-Preisen. Erwartet man einen eher engen Seitwärtskanal, in der sich der Preis zukünftig bewegt, beschränkt man seinen Grid-Bot auf diesen Kanal und fokussiert ihn damit auf die kleineren Schwankungen im Preis.

Auf vielen Börsen werden Grid-Bots oft sowohl in einer Spot-Markt- als auch einer Futures-Markt-Variante angeboten. Auf dem Spot-Markt werden die Basiswerte gehandelt; in den Futures-Märkten Kontrakte der Basiswerte (Termingeschäfte), welche oft auch gehebelt werden können. Bei gehebelten Kontrakten leiht man sich beim Broker die sogenannte Margin, um mit einem Vielfachen des eigentlich eingesetzten Eigenkapitals zu handeln. Üblich sind Kontrakte mit 2x bis zu 100x Hebeln. Gehebelte Positionen und somit auch gehebelte Grid-Bots, die für kleine Preisspannen konfiguriert werden, sind hochriskant. Laufen die Positionen zu tief ins Negative, kann es schnell passieren, dass die Position – oder noch schlimmer das Konto – liquidiert wird. Hier ist äußerste Vorsicht geboten. Grid-Bots lassen sich mit einer Stop-Loss-Order absichern, um das Risiko zu mindern, falls der Markt sich anders entwickelt, als erwartet. Aber auch ein Stopp-Loss-Order kann einen bei starken und plötzlichen Marktbewegungen nicht zuverlässig schützen.

Grid-Bots sind eine spannende Ergänzung der Handelsmöglichkeiten auf den Börsen und insbesondere in Seitwärtsphasen interessant. Wer sich mit dem Thema vertraut machen will, sollte sich vorsichtig an die verschiedenen Möglichkeiten der Bots herantasten und nur mit kleinem Geld auf dem Spot Markt und mit aktiver Stop-Loss-Order handeln um die Risiken möglichst gering zu halten.

Wie ein Auto-Invest Bot funktioniert

Der Auto-Invest Bot ist ein recht simpler Helfer, der anhand zeitlicher Vorgaben ein Asset – in unserem Fall eine Kryptowährung – am Spotmarkt einkauft. Soll lässt sich der oben erklärte Durchschnittskosteneffekt nutzen um mittel- bis langfristig in eine Kryptowährung wie den Bitcoin zu investieren ohne dabei auf den Preis achten zu müssen. Bei den meisten Börsen kann man hier eine zeitliche Frequenz (monatlich, wöchentlich, täglich, stündlich) wählen zu der automatisiert eingekauft werden soll. Zudem legt man die Kryptowährung fest in die investiert werden soll, sowie den Preis (meist in USDT) den man jeweils anlegen möchte. Das ganze lässt sich schnell einrichten. Man sollte allerdings darauf achten, dass das Konto bei der Börse gedeckt ist, ansonsten stellt der Bot seinen Betrieb wieder ein.

Komplexe Trading Bots

Die großen Kryptobörsen stellen dem Nutzer oft verschiedene, teils hochkomplexe Trading Bots zur Verfügung. So gibt es beispielsweise Future-Signal Bots, die automatisiert nach bestimmten Chart-Signalen handeln. Hier kann man aus bestehenden Signalen wählen oder sich seine eigenen Vorgaben erstellen. Die Handelsplattform Binance erlaubt es Nutzern Arbitrage-Bots zu erstellen, deren Grundlage das Ausarbitragieren von Funding-Rates also den Finanzierungsraten von gehebelten Kontrakten bildet. Dabei werden gegenteilige Positionen am Spot und am Futures-Markt eröffnet um von den Funding-Raten zu profitieren. Bei diesen Produkten sollte man sehr genau wissen was man tut; die zur Verfügung gestellten Tutorials der jeweiligen Börsen reichen keinesfalls aus. Mehrjährige Erfahrungen im Finanz- und Kryptobereich sind hier ratsam.

Hinweis: In Deutschland zugelassene Kryptobörsen wie Bison, Coinbase oder Bitpanda, die den strengen Auflagen der Finanzaufsicht BaFin unterliegen bieten in den meisten Fällen keine gehebelten Produkte und oft auch nur sehr eingeschränkte Trading-Bots an. Anstatt einem Auto-Invest Bot lässt sich hier aber ein einfacher Sparplan erstellen, der einem das regelmäßige, automatisierte Einkaufen von Kryptowährungen ermöglicht.